Ob durch ehrenamtliche Arbeit vor Ort oder Öffentlichkeitsarbeit und Spendenakquisen in Köln – viele Kölner*innen engagieren sich, damit sich die Situation für Geflüchtete auch außerhalb Kölns verbessert. Über die Interviewreihe „Wir reden mit…“, einer Kooperation zwischen Flüchtlingszentrum FliehKraft und Forum für Willkommenskultur, möchten wir die Aktiven zu Wort kommen lassen und das freiwillige Engagement fördern.
Die Dokumentationen der Gespräche:
Wir reden mit… Moritz Rüger und Clara Lehn vom Kölner Spendenkonvoi e.V.
Moritz Rüger und Clara Lehn sind gemeinsam mit sechs weiteren Kölner Aktivist*innen über die Jahreswende in Lipa gewesen, ausgerüstet mit Sach- und Geldspenden für die Initiativen und Flüchtenden vor Ort. Neben der Verteilung der Hilfsgüter haben sie medizinische Notfallhilfe geleistet und immer wieder über social media auf die Situation aufmerksam gemacht. Am 12. Januar 2021 haben sie sich in einem offenen Brief an Bundesinnenminister Horst Seehofer gewendet. Unterzeichnet von bisher mehr als 20 Kölner Willkommensinitiativen und 80 Personen aus der Politik, Kultur und öffentlichem Leben fordert der Brief Seehofer auf, ein Landesaufnahmeprogramm zu ermöglichen. In unserem Zoom-Gespräch berichteten Moritz Rüger und Clara Lehn von der sich ständig verändernden Situation der Menschen vor Ort und stellen Möglichkeiten der Unterstützung vor, die ohne viel Aufwand von Köln aus geleistet werden können. (14. 01.2021) Link zum Video
Wir reden mit… Mirjam Oliva und Anna Dröber von den Samos Volunteers
Moria kennt jeder. Aber Vathy? Vathy ist ein kleines Hafenstädtchen auf der griechischen Insel Samos. Auch in Vathy befindet sich eins der insgesamt fünf Registrierungs- und Identifikationszentrum in Griechenland. Die Initiative Samos Volunteers ist vier Jahren dort tätig, der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf informeller Bildung, psychosozialer Unterstützung und Hygiene. Mirjam und Anna, die sich seit mehreren Monaten auf Samos engagieren, berichten, wie sich ihre Arbeit durch die Corona-Pandemie verändert hat, welchen Einfluss europäische Bewegungen wie z.B. #LeaveNoOneBehind im Camp haben und wie man die Arbeit „on the ground“ von zuhause aus unterstützen kann. (10.10.2020) Link zum Video
Wir reden mit… Pia Soueid und Reiner Lübeck vom MedEquali Team auf Samos
Auf der griechischen Insel Samos, nahe der Türkei, leben zur Zeit über 7000 Menschen im Flüchtlingslager nahe der Hauptstadt Vathy. Da eine reguläre medizinische Versorgung für die Geflüchteten fehlt, versucht MedEqualiTeam seit bald zwei Jahren, eine kostenlose medizinische Grundversorgung für die Geflüchteten bereit zu stellen. Mit einem Team aus engagierten Freiwilligen aus verschiedenen Ländern, darunter Krankenpfleger, Ärzte, Medizinstudenten und Übersetzern werden akute und chronische Erkrankungen behandelt und dafür notwendige Medikamente kostenfrei abgegeben. Die Kölner Krankenschwester und Medizinstudentin Pia Soueid und der Dresdener Internist Reiner Lübeck werden aus ihrer Arbeit vor Ort berichten, der aktuellen Situation während der Corona-Krise, den medizinischen und persönlichen Herausforderungen und wie die medizinische Versorgung der Geflüchteten auch aus der Ferne unterstützt werden kann. (08.06.2020) Link zum Video
Wir reden mit… Eva und Rosa von Balkanbrücke über die Situation auf der Balkanroute“ Geflüchtete auf der Balkanroute – sind da etwa noch welche? 2015 war „das“ Jahr, für viele, als der Weg über den Balkan viele Geflüchtete nach Westeuropa führte. Dann kamen die großen Grenzziehungen mit Stacheldraht und bewaffneten Grenzpatrouillien. Geschichten über Folter, Hunger und Gewalt u.a. in Ungarn kamen vereinzelt auch in den deutschen Medien vor. Das ganze Ausmaß des Leidens ist vielen aber nicht bewusst. Die freiwilligen Helferinnen Eva und Rosa haben letztes Jahr fünf Monate in Bosnien ehrenamtlich mit Geflüchteten gearbeitet, die auf der Straße oder in illegalisierten Baracken und leeren Häusern leben. Sie haben in der Kleiderausgabe geholfen, die Spendenlogistik mit betrieben, ein Communitycenter in Sarajevo supported und verschiedenste Hilfsgüter organisiert. Aktuell planen sie, ein Netzwerk aufzubauen, dass Geflüchtete auf dem Balkan besser unterstützt. Mitschnitt vom Interview mit Aktivist*innen der neu gegründeten Balkanbrücke zur Situation auf der Balkanroute (18.05.2020). Link zum Video.
Wir reden mit… Jenny Fleischer, Mitbegründerin des „Rechtsinformationsprojekt der Refugee Law Clinic Berlin auf Samos“ Seit Februar 2018 ist die Refugee Law Clinic Berlin auch auf der griechischen Insel Samos tätig. Mehrmals wöchentlich informieren Freiwillige Flüchtlinge über das Asylverfahren in der EU und zu Verfahrensrechten und beraten in Einzelterminen. Inhaltlich konzentriert sich das Projekt auf die Anhörungsvorbereitung, die Rechte besonders Schutzbedürftiger und Familienzusammenführung. Die Juristin und Rechtsanwältin Jenny Fleischer ist Mitbegründerin des Standorts in Samos. Sie ist oft vor Ort und unterstützt die Freiwilligen auf Samos von Berlin aus. In unserem Gespräch wird sie aus der Arbeit vor Ort, der aktuellen Situation auf Samos sowie Kampagnen zur Evakuierung des Camps berichten.(11.05.2020). Link zum Video
Wir reden mit… Locke vom Alarmphone“ Das Alarm Phone gibt es seit 2015, ein Jahr nachdem die Zahl der Menschen, die über das Mittelmeer flüchteten, drastisch Anstieg. Das Alarm Phone versucht, gemeinsam mit den zivilen Seenotrettungsmissionen, die desaströse Haltung der EU gegenüber Seenotrettung zu kompensieren. Es nimmt Seenotrufe an und leitet sie weiter. Im Gespräch sprechen wir darüber, warum es das Alarm Phone überhaupt geben muss, wie die technischen Abläufe funktionieren und anhand von Fallbeispielen, welcher Situation sich die Aktivist_innen aktuell im zentralen Mittelmeer gegenübersehen. Dabei werden Seekarten und Videos gezeigt. Aber auch über transnationale Netzwerke z.B. mit Marokko – und natürlich auch über politische Forderungen und welches Engagement der Zivilbevölkerung wichtig wäre. (04.05.2020) Link zum Video
Wir reden mit… Salama Abdo, WDR Journalist“ Im März 2016 schloss die EU mit der Türkei den sogenannten „EU-Türkei-Deal“ der Hilfen in Millionenhöhe vorsieht, sollte der türkische Präsident es schaffen, syrische Flüchtlinge im großen Stil daran zu hindern, in die EU weiter zu migrieren. Seit Februar 2020 schürten Äußerungen von türkischen Regierungsmitgliedern Gerüchte, dass die Grenze zu Griechenland von der Türkei nicht länger geschützt würde und offen sei. Recherchen deckten auf, dass syrische Flüchtlinge in der Türkei gezielt in Busse und zur Grenze gebracht wurden, um die Grenzsituation zu eskalieren. Das griechische Militär rüstete auf und reagierte mit Pfefferspray und Schüssen. Tausende syrische Flüchtlinge reisten zur Grenze, in der Hoffnung, Griechenland erreichen zu können und investierten hierfür ihr ganzes Erspartes. Salaman Abdo, selbst aus Syrien, wird im Gespräch darüber sprechen, was er beobachtet hat, welche politischen Hintergründe für die Vorgänge eine Rolle spielten und welche Konsequenzen hieraus gezogen werden sollten. (27.4.2020) (keine Aufzeichnung)
Wir reden mit… Simon Bethlehem, Projektleiter bei den Grünhelmen Die Grünhelme planen, koordinieren und bauen seit 40 Jahren handwerkliche Projekte wie Schulen, Häuser, Straßen, Hospitäler und Ambulanzen in Kriegs- und Krisengebieten. Neben handwerklicher Unterstützung ist ihr Ziel, die Völkerverständigung zu stärken. Die Grünhelme arbeiten u.a. im Libanon, Syrien, Irak, Pakistan, Nepal, Nigeria, Senegal, Mosambik und Sierra Leone. Wir wollen mit Simon über die Flüchtlingslager im Libanon und die Projekte in Syrien sprechen. Über die Bedingungen vor Ort, Ressentiments, den UNHCR und Hilfen aus Deutschland. Und wie sich ihre Arbeit aktuell verändert hat. Aber auch über die Situation in den afrikanischen Ländern, in denen die Grünhelme vor Ort sind und von den Menschen hören, warum sie migrieren oder auch bleiben wollen. Nicht zuletzt stellen wir die Frage: Was können wir alle tun? Die aktuellen Projekte der Grünhelme um findet ihr hier: gruenhelme.de/projekte/ 20.4.2020) (keine Aufzeichnung)
Das Flüchtlingszentrum FliehKraft steht in Köln-Nippes, die Trägerschaft ist eine Kooperation von Kölner Flüchtlingsrat e.V. und Zurück in die Zukunft e.V. Das Forum für Willkommenskultur ist ein Kooperationsprojekt von Kölner Freiwilligen Agentur e.V. und Kölner Flüchtlingsrat e.V., gefördert durch die Stadt Köln.