Offener Brief an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Sehr geehrte Frau Ministerin Dr. Schröder,

seit Wochen verfolgen wir die Diskussion um die Einführung eines „Freiwilligen Zivildienstes“, zu dem wir Ihnen unsere Stellungnahme zusenden.

In Köln haben sich vier Träger zu einem Leuchtturmprojekt zusammen getan. Dazu gehören der Caritasverband der Stadt Köln mit dem Lernhaus der Frauen Köln, CENO mit dem Ge-Mit Köln, das DRK KV Köln e.V. mit PerspektivenWechsel und die Kölner Freiwilligen Agentur mit dem Kölner Freiwilligendienst. Seit 2005 beteiligen wir uns an der Durchführung des generationsübergreifenden Freiwilligendienstes und seit 2009 als Leuchtturmprojekt Engagement 10Plus am Freiwilligendienst aller Generationen.

Besonders im Modellprojekt des generationsübergreifenden Freiwilligendienstes wurde sehr gründlich geforscht und evaluiert. Diese Ergebnisse sind in den Freiwilligendienst aller Generationen eingeflossen und haben vor allem in der Praxis dazu geführt, dass die Träger vor Ort passgenaue Angebote entwickelt haben, unterschiedliche Zielgruppen erreichen konnten und die Engagementlandschaft in unserer Stadt ausgebaut wurde. Dies ist auch ein Erfolg der individuellen Begleitung und Qualifizierung durch erfahrene Mitarbeiterinnen. Mit der Einführung eines „Freiwilligen Zivildienstes“ sehen wir die weitere Durchführung und Etablierung des Freiwilligendienstes aller Generationen gefährdet.

Als Engagementverbund arbeiten wir auf allen fachlichen Ebenen eng zusammen, legen aber Wert auf das jeweilige Trägerprofil. Wir befürchten, dass mit der Einführung eines „Freiwilligen Zivildienstes“ und der damit einhergehenden zentralen Steuerung durch das Bundesamt für Zivildienst die Trägervielfalt verloren geht und unsere pädagogische Arbeit nachrangig wird. Darüber hinaus gingen Kooperationsstrukturen verloren, die über Jahre aufgebaut wurden.

Die Freiwilligendienste sind in erster Linie vom Prinzip der Freiwilligkeit gekennzeichnet, das nicht in Verbindung gebracht werden darf mit einem Pflichtdienst.
Die finanziellen und gesetzlichen Rahmenbedingungen in den bestehenden Freiwilligendiensten sollten verbessert und keine Konkurrenz mit der Einführung eines staatlichen Freiwilligendienstes geschaffen werden.

Neben dem Bund sehen wir die Länder und Kommunen in der Verantwortung für die Finanzierung von Freiwilligendiensten. Wir fordern Sie auf, dass die Gelder des jetzigen Zivildienstes einfließen in die Förderung von Freiwilligendiensten, und zwar der Jugendfreiwilligendienste und der Freiwilligendienste aller Generationen.

Die Diskussion um ein Freiwilligendienstestatusgesetz sollte vorangetrieben werden, und damit einhergehend die Klärung nach einer Bundeszuständigkeit für den Freiwilligendienst aller Generationen.

Wir würden uns freuen, wenn Sie, sehr geehrte Frau Ministerin Dr. Schröder, die aktuelle Debatte um die Aussetzung der Wehrpflicht nutzen, um die Freiwilligendienste in Deutschland nachhaltig zu stärken.

Mit freundlichen Grüßen

Die Kooperationspartner des Leuchtturmprojektes Engagement10Plus

Caritasverband der Stadt Köln                                  Ceno

Lernhaus der Frauen Köln                                        Ge-Mit Köln

 

DRK KV Köln e.V.                                                     Kölner Freiwilligen Agentur e.V.

PerspektivenWechsel                                             Kölner Freiwilligendienst


Das Antwortschreiben der Ministerin finden Sie als Download  hier.

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