Fazit zum 25-jährigen Bestehen der Kölner Freiwilligen Agentur – „Das kann der Staat gar nicht leisten, daher: Ohne uns geht es nicht!“

Nein, Gründungsmitglied ist sie nicht, aber seit Anfang der 2000er Jahre ununterbrochen für die Kölner Freiwilligen Agentur aktiv, seit 2008 im Vorstand und dort unter anderem fürs Personal zuständig. Eigentlich habe sie nach einer langjährigen Berufsstation in Genf noch Trainerin im Bereich Friedens- und Konfliktarbeit werden wollen, erinnert sich Barbara Maubach. Aber es kam anders. Sie traf Gründungsmitglied Dieter Manecke und der fragte sie, ob sie nicht bei der Agentur mit einsteigen wolle. „EFI – das Programm Erfahrungswissen für Initiativen – in der Agentur war frisch gegründet, und es begann eine ganz intensive Suche nach den so genannten jungen Alten, von denen man sich wünschte, dass sie ihre noch vorhandenen Kapazitäten für die Gesellschaft zur Verfügung stellen.“ Bereut hat sie die Begegnung nicht: „Er hat mich im wahrsten Sinne des Wortes abgeworben, aber das hat er gut gemacht. Ich fühle mich bis auf den heutigen Tag hier sehr gut aufgehoben.“

 

„Diesen Erfolg haben wir damals nicht geplant – heute bin ich stolz“

Den Grund dafür sieht sie in den gemeinsamen Überzeugungen, die den Vorstand und die Geschäftsführerin der ersten Stunde, Ulla Eberhard, seit nunmehr 25 Jahren verbinden: „Die Freiwilligen Agentur wurde von lauter Bürgern und Bürgerinnen gegründet, die sehr engagiert ins Gemeinwesen hineinwirken wollten. Wir haben alle eine ähnliche Geschichte. Wir wollten die Gesellschaft sinnvoll mitgestalten, gerade auch im sozialen Bereich. Bürgerengagement ist zwar nicht so ausgeprägt politisch wie eine direkte parteipolitische Arbeit, aber es hat sehr deutlich mit Mitgestaltung zu tun.“ Dass die Freiwilligen Agentur heute ein so „großer Laden“ sei, allseits anerkannt und gewürdigt, mit zwischenzeitlich sogar einmal 19 hauptamtlichen Mitarbeiter:innen, macht sie stolz und hätte sie damals nicht gedacht. „Aber wir sind da hineingewachsen, und 25 Jahre sind ja auch eine lange Zeit.“ In den Anfangsjahren und eigentlich bis heute gehe es immer wieder darum, „ordentlich zu klappern“, um Freiwillige fürs Ehrenamt zu werben und gleichzeitig Einrichtungen zu finden, die Plätze fürs Ehrenamt anbieten – und ganz allgemein darum, in Köln bekannt zu werden und zu bleiben. „Am Anfang haben wir das mit zwei Leuten im Büro und dem Vorstand betrieben, haben Flyer gedruckt und in Buchhandlungen verteilt oder Tische in den Bezirksrathäusern aufgestellt und dort Werbung für uns gemacht. Dann schrieb auch irgendwann die Zeitung über uns und unsere Programme.“

 

„Immer, wenn es notwendig wurde, haben wir auf der Matte gestanden“

Mit dem Erfolg veränderten sich die Strukturen, die Agentur wuchs, 15 hauptamtliche Kräfte werden heute von rund 60 Ehrenamtler:innen bei der Bewältigung ihrer Aufgaben unterstützt. Gefragt, wie sie auf die Kritik reagiere, dass Freiwillige Aufgaben erledigten, die eigentlich vom Staat übernommen werden müssten, antwortet sie: „Ich sehe, dass der Staat viele Dinge einfach nicht leisten kann. Und wenn Sie sehen, was die Bürger und Bürgerinnen hier in der Flüchtlingsarbeit leisten, dann sage ich: Ohne uns geht es nicht! Wir müssen wirklich mitgestalten, unterstützen und gleichzeitig fordern und der öffentlichen Hand auf die Finger klopfen.“ Wo in Köln Situationen entstanden seien, bei denen die Stadt an ihre Grenzen geraten sei, habe die Freiwilligen Agentur auf der Matte gestanden. Das sei 2015 so gewesen, aber auch, als sich mit dem Wegfall des Zivildienstes Lücken im sozialen Bereich auftaten. Die Freiwilligen Agentur sei heute ein wichtiger Faktor in Köln mit spürbarem Einfluss in die Stadtgesellschaft hinein.

 

Zukunftspläne: eine erfolgreiche Fundraising-Gruppe und eine große Jubiläumsfeier

Zwar fördere die Stadt Köln die Agentur seit dem ersten Tag, aber trotzdem müsse sie sich regelmäßig um zusätzliche Gelder bei den unterschiedlichsten Institutionen bemühen. „Es ist einfach traurig, wenn wir Stunden kürzen oder Projekte sogar aufgeben müssen.“ In früheren Zeiten habe sie bei Gericht recht erfolgreich für die Einwerbung von Geldauflagen gesorgt. Und mit einem so konkreten und anschaulichen Projekt wie „Lesewelten“, einem ihrer persönlichen Lieblingsprojekte, habe man gut auf die Wirksamkeit der Kölner Freiwilligen Agentur hinweisen können. Die „Lesewelten“ sind für sie ein typisches Beispiel dafür, warum es ohne die Freiwilligen Agentur nicht geht: „Die Schulen machen schon ganz viel, aber trotzdem sitzen da ganz viele Kinder herum, die noch nie mit Büchern und Lesen in Berührung gekommen sind.  Die Arbeit unserer über 100 Vorleser:innen ist einfach notwendig für Köln.“ Zum Silber-Jubiläum 2022 hat Barbara Maubach daher einen großen Wunsch: dass die Fundraising-Gruppe sich erfolgreich etabliert und es gelingt, eine dauerhafte, stabile Finanzierung der Freiwilligen Agentur mindestens für die nächsten 25 Jahre mit zu sichern. Eins weiß sie jedenfalls: „Im September werden wir ein wunderschönes Fest feiern. Ich finde, wir haben was geschafft!“

 

Irmgard Schenk-Zittlau

 

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