Hitzeaktionsplan für Menschen im Alter – Ein erster Schritt in die richtige Richtung Plädoyer für eine zeitnahe Weiterentwicklung unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger

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Bild eines Holzfeuers
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Mit mehr als 790 Sonnenstunden und so vielen heißen Tage wie noch nie zuvor gehörte der Kölner Sommer 2022 zu den wärmsten, sonnenreichsten, aber auch trockensten seit dem Jahr 1958 (Quelle: Deutscher Wetterdienst [DWD]). Für gewöhnlich denkt man bei so einem Sommer vor allem ans Baden im See, Eis, lange Abende und Nachmittage auf einer Decke oder einem Handtuch. Sommer, das ist auch Heiterkeit, Unbeschwertheit und Freizeit. Dies hat sich die letzten Jahre jedoch mehr und mehr gewandelt. Dieser Sommer war nämlich noch etwas anderes, wenn man die Zeitung aufschlug oder eine Nachrichten-App öffnete: gefährlich.

Deutschland hat in den letzten Jahren vermehrt Hitzewellen erlebt. Zu befürchten ist, dass sie aufgrund der globalen Klimakrise in den nächsten Jahren weiter zunehmen und noch stärker ausfallen werden. Hierauf müssen wir uns schon jetzt einstellen, da die Hitze für Schwangere, Menschen mit Vorerkrankungen, Kindern unter 15 Jahren und ältere Menschen gefährlich werden kann. Mögliche gesundheitliche Folgen sind Hitzeerschöpfung, Hitzekrämpfe und Hitzschläge. Im Extremfall kann die Hitze für Menschen sogar tödlich sein. Dies legt auch eine Auswertung des Statistischen Bundesamts (Destatis) nahe. In seiner Pressemitteilung Nr. 343 vom 9. August 2022 gab Destatis bekannt, dass im Juli 2022 85 285 Menschen gestorben sind. Die Sterbefallzahlen liegen nach der Auswertung von Destatis damit um 12 % (9 130 Fälle) über dem mittleren Wert (Median) der Jahre 2018 bis 2021 für den Juli. Destatis weist in seiner Pressemitteilung zudem explizit darauf hin, dass die Sterbefallzahlen vor allem in Phasen sehr hoher Temperaturen erhöht waren. Dieser Zusammen-hang fand auch mediale Beachtung, so veröffentlichte beispielsweise Zeit Online am 25. Juli 2022 eine Analyse unter dem Titel So rettet man Menschenleben.

Nicht nur die Pandemie, auch ein Hitzesommer beeinträchtigt somit vulnerable Gruppen, die der Staat und die Gesellschaft schützen und unterstützen müssen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb schon 2008 eine Leitlinie für die Erarbeitung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit veröffentlicht. Andere Länder wie Frank-reich, Spanien, Portugal oder Großbritannien haben mit diesem Ansatz in den letzten Jahren bereits Erfahrungen gesammelt. In Deutschland ist dieser Ansatz jedoch nur wenig verbreitet, erst 2017 hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit die Leitlinie der WHO auf die Gegebenheiten in Deutschland angepasst und eine eigene Handlungsempfehlung herausgegeben. Da ein Hitzeaktionsplan zu den örtlichen Gegebenheiten und hier insbesondere den klimatischen Bedingungen passen muss, ist es Aufgabe der Bundesländer und der Kommunen, geeignete und sinnvolle Maßnahmen zu erarbeiten und umzusetzen. Deutsche Großstädte werden daher zukünftig Hitzeaktionspläne mit Sofortmaßnahmen erarbeiten und verabschieden müssen. Köln ist eine der wenigen deutschen Städte, die bereits einen Hitzeaktionsplan haben – Köln seit 2019 im Rahmen eines Forschungsprojekts.

Das Projekt Hitzeaktionsplan für Menschen im Alter wurde mit dem Ziel, Schutzmaßnahmen für die jährlich wärmer werdenden Sommer zu erarbeiten, von der Stadt Köln gemeinsam mit der Universitätsklinik Bonn und der RheinEnergie initiiert. So gibt es für die Kölner Bürgerinnen und Bürger das Hitze-Portal der Stadt Köln, in welchem sie sich über Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes informieren können. Daneben gibt es einige Maßnahmen und Angebote wie die kostenlosen Trinkbrunnen in verschiedenen Stadtgebieten (Nippes, Ehrenfeld, Lindenthal, Chorweiler, Innenstadt und Neustadt-Süd), die Broschüre „Hitzeknigge“, sowie Hinweise zur richtigen Verhaltensweise bei Hitze in Bus und Bahn.

Zwar ist das Forschungsprojekt nun zum 30. Juni 2022 ausgelaufen, doch hat die Stadt Köln bereits angekündigt, dass der Hitzeaktionsplan als dauerhaftes Instrument der gesundheitlichen Hitzevorsorge integriert werden solle. Die aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse sollen nun genutzt werden, um den Aktionsplan auf weitere hitzebetroffene Personengruppen auszuweiten und weitere Minderungsmaßnahmen umzusetzen. Die Weiterentwicklung zu einem langfristigen Hitzeaktionsplan bietet verschiedene Chancen. Zum einen enthalten so-wohl der Heat Health Action Plan der WHO als auch die Anpassung für Deutschland weitere Empfehlungen, die in Köln noch nicht umgesetzt wurden. Zum anderen bietet sich die Gelegenheit, auch die Bürgerinnen und Bürger neben den Expertinnen und Experten einzubeziehen, damit sie ihre Perspektive, Bedürfnisse und Ideen einbringen können.

Neben dem lokalen Engagement durch die Kommunen wird es aber auch überregionale Vernetzung und Zusammenarbeit brauchen, beispielweise eine zentrale Koordinationsstelle der Bundesländer. Daneben ist in den Medien bereits vielfach angemahnt worden, dass es nicht reichen wird, nur Hitzeaktionspläne zu verabschieden. Die deutschen Großstädte müssen sich verändern, klimaresilienter werden. Es braucht insbesondere mehr Dach- und Fassadenbegrünung, helle Anstriche für Häuser und Dächer und mehr Rückzugsorte im Schatten sowie öffentlich zugängliche gekühlte Räume.

Auch wenn das Projekt Hitzeaktionsplan für Menschen im Alter ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung war, darf es hier nicht aufhören. Köln hat angekündigt, einen dauerhaften Hitzeaktionsplan erarbeiten und verabschieden zu wollen. Jetzt bietet sich die Gelegenheit, das aktuelle Konzept gemeinsam mit Expertinnen und Experten und den Bürgerinnen und Bürgern, die geschützt werden sollen, weiterzuentwickeln.

 

MJ

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