Im Garten statt auf dem Bildschirm: Das Vernetzungstreffen „Willkommenskultur in Köln“

Danke für die schönen Fotos an Nils Freund, Aktion Neue Nachbarn!

Seit fünf Jahren heißen das Forum für Willkommenskultur (ein Kooperationsprojekt der Kölner Freiwilligen Agentur und des Kölner Flüchtlingsrat) sowie die Melanchthon-Akademie alle Engagierten in der Geflüchtetenarbeit zu regelmäßigen Vernetzungstreffen willkommen. Hier können sich Engagierte austauschen, vernetzen und gemeinsam mehr Wirkung entfalten. Alle in der Geflüchtetenarbeit Engagierten, ob aus Willkommensinitiativen, aus Tandemprojekten, allein engagiert oder in Strukturen eingebunden, sowie alle Engagement-Interessierte sind herzlich eingeladen!

Nach zwei Jahren Online-Konferenzen konnte das Treffen endlich wieder persönlich stattfinden, die große Vorstellungsrunde allerdings coronakonform im schönen Garten der Melanchthon-Akademie. „Endlich sehe ich mal wieder alle live statt auf meinem Bildschirm “ meinte ein Teilnehmer. Die maximale Teilnehmerzahl von 55 Personen wurde erreicht, die Warteliste nicht mit gerechnet: Willkommensinitiativen aus den Stadtteilen, mehrere hauptamtliche Ehrenamtskoordinator.innen, ein Interessent, der sich einfach orientieren wollte, junge Politikerinnen, angehende Juristinnen, Gründer.innen von Hilfsvereinen und „alte Hasen“ der Geflüchtetenarbeit.

In einer Gesprächsrunde wurden Erfahrungen mit der Ausländerbehörde ausgetauscht. Auch wenn es durchaus engagierte Beamte bei der städtischen Behörde gibt, die z.B. in Notfällen (Todesfall) alles in Bewegung setzen, um einen Reiseausweis innerhalb von zwei Tagen auszuhändigen, so sind doch die unerfreulichen und frustrierenden Erfahrungen an der Tagesordnung: die schlichte Unerreichbarkeit der Ansprechpartner;innen. Ohnmächtig fühlen sich viele Freiwillige, wenn sie erleben, dass Geflüchtete aufgrund von abgelaufenen Aufenthaltstiteln ihre Jobs verlieren. „Durch Corona ist die Ausländerbehörde noch schlechter zu erreichen. Ohne einen gültigen Aufenthaltstitel dürfen keine Arbeitsverträge verlängert werden und schon ist man aufgrund behördlicher Untätigkeit arbeitslos. Ist das Integration?“ empört sich ein Freiwilliger. Hier Abhilfe zu schaffen, wäre sehr wünschenswert.

Von der Lindenthaler Willkommensinitiative NIL kam das (idealistische) Anliegen, private Vermieter für die Wohnungsnot der Geflüchteten zu sensibilisieren. Die Hoffnung wäre, dass manche Privatwohnungen zum von der Stadt Köln getragenen, niedrigeren Mietsatz vermietet werden, auch wenn in bürgerlichen Stadtteilen wie Lindenthal mehr „zu holen“ wäre. Parallel wäre es wünschenswert, wenn die Stadt Köln stadtteilangepasste Mietobergrenzen definieren würde. Denn Ziel sollte es sein, eine gleichmäßige Verteilung der Geflüchteten über das gesamte Stadtgebiet zu erwirken. Denn ohne Konzentrierung in bestimmten wenigen Stadtteilen gelingt Integration leichter und erhöhen sich die Entwicklungschancen. Und dann können Solin und Sarah-Luisa miteinander die Schulbank drücken.

„Trotz Corona unterstützen wir die Geflüchteten weiter, das ist keine Frage. Aber wir müssen schauen, wie wir uns jetzt wieder als Gruppe finden, viele Freiwillige sind uns verloren gegangen“ fasste eine Engagierte die Entwicklungen der letzten 1,5 Jahre zusammen. Neben dem Zusammenhalt in der Initiative sind weitere brennende Themen in der ehrenamtlichen Geflüchtetenarbeit: Bezahlbarer Wohnraum, Fortsetzung von Patenschaften nach Schließungen von Unterkünften und immer wieder Afghanistan. „Uns erreichen immer mehr Anfragen von Freiwilligen, die sich fragen, wie sie selber stark bleiben können angesichts der verständlichen Sorge vieler afghanischer Geflüchteter um ihre Familien im Heimatland. Die Situation in Afghanistan und die gefühlte Ohnmacht geht vielen sehr nah.“ So Gabi Klein vom Forum für Willkommenskultur.

Viele Themen wurden diskutiert, ein Brief an die Ausländerbehörde wurde auf den Weg gebracht und die nächsten Veranstaltungen sind schon wieder in Planung.

 

 

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