Kreativität braucht Möglichkeitsräume
Nach der von KLuG – Köln leben & gestalten e.V. im November veranstalteten Zukunftswerkstatt zum Thema Freiräume treffen wir Jan Pehoviak, einen Vorstand des Vereins, und sprechen über Stadtentwicklungspolitik, Netzwerkarbeit und Kultur unter dem Radar der Behörden.
Zu den kreativen Köpfen hinter KLuG zählen dabei unter anderem Aktive aus der Kunst & Kulturszene, Architekten, StadtentwicklerInnen, Projektleitende und je nach Vorhaben ein wachsender Kreis an UnterstützerInnen mit Lust am Diskurs und Visionen für die Kulturlandschaft Kölns.
In Erscheinung getreten ist der noch junge Verein im Frühjahr diesen Jahres mit dem OpenAir Mitmach-Fest Gutem Begegnen. Eine bunte Mischung aus kreativen Gruppierungen lud zu einem entspannten Tag mit breit gefächertem kostenlosen Programmangebot am Ebertplatz ein, der für den Anlass zu einem öffentlichen Wohnzimmer umgestaltet war.
Den Mehrwert von Kultur aufzeigen
Durch das Festival wolle man zeigen, was häufig etwas im Verborgenen, aber an vielen Orten und von den verschiedensten Menschen und Gruppierungen in Köln gelebt wird:
„Es gibt viele Menschen, die ähnliche Ideen haben. Was es braucht sind Orte um diese in die Tat umzusetzen und ausprobieren zu können, was möglich ist. Freiräume sind also Möglichkeitsräume, die wir gemeinschaftlich und vor allem in Selbstverantwortung gestalten können.“
Menschen zusammenzubringen und sie zu befähigen selbst kreativ zu werden, das sei der gesellschaftliche Mehrwert von Kultur, und diesen gelte es stärker in die Wahrnehmung von Bürgerinnen & Bürgern, Politik und Verwaltung zu rücken:
Die Welt bestehe nicht nur aus Konsum, Wirtschaft und Wachstum. Das, was Akteure in der Subkultur tun, entziehe sich meist dieser Verwertungslogik und falle somit aus den gängigen Definitionsrahmen von Verwaltung und Stadtentwicklungspolitik. Deshalb sei es umso wichtiger auf sich aufmerksam zu machen, so Pehoviak.
Gemeinsam getragene Visionen, bei denen das zum Erfolg geführt hat, kann Köln schließlich vorweisen. Als gelungenes Beispiel nennt Pehoviak etwa die Initiative Ring frei, bei der sich Bürgerinnen und Bürger für die Entwicklung einer zukunftsorientierten Mobilitätsinfrastruktur an den Kölner Ringen einsetzen.
In der Stadt mangele es nicht an ambitionierten Menschen und Projekten. Prekär sei die Verfügbarkeit von Räumen und öffentlichen Flächen, an denen kreative Ideen umgesetzt und unkommerzielle Veranstaltungen stattfinden können…
„…doch wollen wir uns nicht in eine Verteidigungsposition gegenüber der Stadtverwaltung begeben, sondern in einem Dialog auf Augenhöhe Konzepte entwickeln, wie die freie Szene gestärkt und Freiräume für unkommerziell ausgerichtete Subkultur erschlossen und besser geschützt werden können“
Um bei Politik und Verwaltung die eigenen Anliegen vertreten zu können, sei es wichtig zunächst zu wissen, worüber man spricht und eine gemeinsame Sprache zu finden.
Freiräume sind Möglichkeitsräume
Entsprechend stand die erste vom Verein organisierte Zukunftswerkstatt unter dem Thema Freiräume. In mehreren Gesprächsgruppen wurden sowohl Grundsatzdiskussionen geführt, wie auch ganz konkrete Herausforderungen einzelner Akteure vorgestellt und Lösungsmöglichkeiten beratschlagt.
„Die Zukunftswerkstatt soll ein Forum zum Austausch zwischen verschiedenen Akteuren sein. Das Thema ist kein neues, deshalb wollen wir uns einen Überblick darüber verschaffen was bereits in der Vergangenheit getan wurde, oder aktuell in der Szene passiert, um die Kräfte zu bündeln und darauf aufbauend eine gemeinsame Agenda zu entwickeln.“
Denn bislang agierten die einzelnen Gruppierungen eher unabhängig voneinander. Auch die Kanäle auf denen die Akteure bereits mit offiziellen Stellen kommunizierten seien vielfältig und reichten von online Petitionen & Demonstrationen, über Eingaben in die verschiedenen Ausschüsse & Gremien der Stadt, bis zu Überlegungen der Öffentlichkeitsbeteiligung.
Pehoviak betont in diesem Zuge jedoch, dass der Verein sich nicht als Sprachrohr der freien Szene begreift, sondern als Plattform für Netzwerkarbeit, die er als entscheidenden Erfolgsfaktor sieht.
Dass dieser Ansatz Potenzial hat, zeigt sich an mehreren an diesem Tag entstandenen Projektgruppen, die einige der in der Werkstatt diskutierten Ideen und Formate weiterdenken und umsetzen möchten.
Währenddessen plant man im neu gegründeten Projektbüro des Vereins, dem freiraum., gelegen in einem Gebäude, dessen Abriss bereits beschlossen ist, weiter an den nächsten Aktionen und freut sich auf eine spannende Zukunft für die freie Kulturszene Kölns.
Verfasst von Lisa Knobe, Büro für Öffentlichkeitsbeteiligung