"Mit Deutschland verbindet mich eine lange Liebesgeschichte"

Über ein Jahr hinweg wird Hanna Vlasiuk von ihrem Freiwilligendienst in Köln berichten. Hanna nimmt als Freiwillige aus der Ukraine an unserem Projekt "Internationaler Freiwilligendienst" teil. Viel Spaß beim ersten Bericht!

"Mein Name ist Hanna Vlasiuk, ich bin 26 Jahre alt und komme aus der Ukraine.
Seit dem 1. Oktober mache ich meinen 11-monatigen Freiwilligendienst in Köln, bei einer Organisation die "Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte" heißt.
Mit Deutschland habe ich, wenn man so sagen darf, eine ziemlich lange Liebesgeschichte:). Deutsch war die erste Fremdsprache, die ich in der Schule gelernt habe, obwohl ich sie damals nicht sprechen konnte. Bei der Uni, wo ich gleichzeitig Philosophie und Journalistik studiert habe, blieb mein Interesse an Deutschland und der Sprache bestehen. Zum Beispiel habe ich meine Jahresarbeit, der Untersuchung der Hamburger Zeitung "Die Zeit" gewidmet und sogar meine Masterarbeit von Philosophie, habe ich über den deutsch-jüdischen Philosoph Walter Benjamin geschrieben.

Im Jahr 2013 gelang es mir ein Stipendium zu bekommen, das mir ein zweimonatiges journalistisches Praktikum bei der Deutschen Welle im Bereich Ukrainisches Programm in Bonn ermöglicht hat. Es war eine ganz tolle Erfahrung, aber nach dem Zurückkehren in die Ukraine hatte ich Lust weiter zu machen und nochmal nach einem langfristigen Projekt in Deutschland zu schauen.

Im Sommer dieses Jahres habe ich endlich die tolle Möglichkeit bekommen, einen Freiwilligendienst beim Bundesverband leisten zu können. Es war aber nicht so leicht, wie es aussieht. Ich habe ziemlich lang nach Projekten beim EVS recherchiert und dadurch, dass ich ziemlich wählerisch war, hat es eine Weile gedauert. Nach ein paar Absagen bin ich letztlich eine glückliche Freiwillige geworden.

Für mein Glück gibt es hauptsächlich zwei Gründe. Erstens – weil ich ein sehr interessantes, anspruchsvolles und bedeutsames Projekt mache. Meine Einsatzstelle beschäftigt sich mit den NS-Verfolgten. Die  Leute kommen hauptsächlich aus der Ukraine und Russland und wohnen überwiegend seit 10-15 Jahren in Deutschland. Wir organisieren  Begegnungen, wo sie sich einmal oder zweimal pro Monat treffen können und sich wohlfühlen. Manchmal gibt es offene Begegnungen – so genannten Erzählcafés, wo sie ihre Lebensgeschichte den deutschen Schülern berichten.  In 5-10 Jahren wird es wahrscheinlich solche Cafés überhaupt nicht mehr geben, deswegen finde ich meine Arbeit sehr wichtig und sinnvoll. Dadurch, dass ich die ukrainische und russische Sprache kann, besteht meine Hauptaufgabe in der Kommunikation mit den NS-Verfolgten.

Außerdem freue ich mich sehr, dass  ich meinen  Freiwilligendienst in Köln und nicht in einer  anderen Stadt mache. Ich finde die Stadt total interessant, vor allem wegen ihrer Toleranz und der Offenheit zur Welt. Natürlich ist im Moment, nicht die beste Zeit für ganz Europa und für Köln. Aber die Stadt zeigt sich heute sehr mutig und offen, obwohl es jetzt ganz viele Herausforderungen gibt.

Ich bin  noch nicht so lang hier, um mich wirklich gut auszukennen. Ich freue mich auf die Dinge, die noch in der Zukunft auf mich warten – gute Freunde, schöne Reisen und natürlich, der Karneval.

Hanna Vlasiuk

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