Dieter Schöffmann von der Kölner Freiwilligen Agentur nahm an der Abschlussveranstaltung zur Engagement-Strategie der Staatskanzlei des Landes NRW teil.
In der Pause führte Irmgard Schenk-Zittlau ein Gespräch mit ihm.
Frage: Herr Schöffmann, finden Sie es grundsätzlich richtig, dass das Land NRW eine Engagement-Strategie entwickelt?
Antwort: Ja. Das Land sollte eine Engagement-Strategie im Sinne einer zielorientierten Prioritäten entwickeln. Dazu gehört die Diagnose: Wo ist Handlungsbedarf?
Frage: Und haben Sie die Strategie zur Diagnose heute gehört?
Antwort: Nein. Meine Erwartung war, dass ich heute bei der Abschlussveranstaltung ein strukturiertes Ergebnis bekomme, dass den Akteuren gesagt wird: Aus der Erhebung ergeben sich folgende Erkenntnisse und Herausforderungen, und das sind die Stellschrauben, an denen wir jetzt drehen müssen. Aber wir sind noch einmal in das Sammeln von Vorschlägen gegangen.
Frage: Wo gibt es denn Ihrer Meinung nach Handlungsbedarf?
Antwort: Ganz klar zum Beispiel beim Thema „Engagement lernen in der Schule“. Karten mit dieser Aussage habe ich in den letzten Monaten mehr als einmal beschrieben. Hier hätte man heute sagen können: Ja, das ist ein verpflichtendes Handlungsfeld, da machen wir uns jetzt dran!
Frage: Was muss ich mir darunter vorstellen?
Antwort: Dass Jugendliche innerhalb ihrer Schulzeit, zum Beispiel im achten Schuljahr, 60-80 Stunden an einem gemeinnützigen Projekt teilnehmen – pädagogisch begleitet. Schüler lernen in der Schule Mathe, Deutsch und Englisch. Da muss niemand später einen Beruf draus machen, aber jeder weiß, was Mathe und Deutsch fürs Leben bedeuten. Und so wüssten die Jugendlichen am Ende auch, was soziales Engagement bedeuten kann. Aber dabei muss das Land NRW unterstützen.
Frage: Auf welche Weise?
Antwort: Das Land müsste entscheiden, ob „Engagement lernen in der Schule“ Teil des Curriculums wird, es müsste zusätzliche Ressourcen zur Verfügung stellen, ein Stundenkontingent für die Lehrerinnen und Lehrer und Koordinationsleistungen für die Schulen. Das Land hat hier die Gesetzgebungshoheit und das Budget dafür.
Frage: Wo findet sich denn die Kölner Freiwilligen Agentur in dem Engagement-Strategie-Prozess wieder?
Antwort: Was „Engagement lernen in der Schule“ angeht, könnte die Kölner Freiwilligen Agentur ein solches Konzept zum Beispiel ganz sicher sehr gut begleiten.
Frage: Was wünschen Sie sich abschließend denn noch vom Land NRW für die Engagement-Strategie?
Antwort: Sicher noch einiges mehr als den Aspekt des Engagementlernens. Zum Beispiel sollte die Landesregierung vor allem mit den großen Arbeitgebern im Land einen Dialog zur Vereinbarkeit von Beruf und Engagement beginnen: In Zeiten von flexibilisierten Arbeitszeiten, die die Rahmenbedingungen des bürgerschaftlichen Engagements in der Freizeit negativ beeinflussen, ist dies eine Frage der gesellschaftlichen Verantwortung von privaten, öffentlichen wie auch gemeinnützigen Arbeitgebern. Es sollte ihre Pflicht sein, darauf zu achten, dass ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die Chance erhalten bleibt, sich in der Freizeit zu engagieren. Das muss genauso selbstverständlich werden wie auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu achten.