Elisa ist von ihrem Internationalen Freiwilligendienst aus Griechenland zurück. Wir danken ihr, dass sie ihre Erlebnisse und Eindrücke mit uns teilt!
Mein Abenteuer Griechenland: Die Situation der Flüchtlinge in Griechenland
Griechenland gehört zu den mediterranen Staaten Europas. Über die letzten Jahre hat sich das Mittelmeer von einer paradiesischen Attraktion zu einem Albtraum für Flüchtlinge entwickelt, die Krieg und Terrorismus in Nordafrika oder dem Nahen Osten entfliehen.
Seit der finanziellen Krise von 2008 und 2009 ist es fraglich, ob Griechenland selbst als stabil eingestuft werden kann. Die Herausforderungen der massiven Migrationsbewegung waren für das Land daher noch schwieriger zu bewältigen. Durch meinen Freiwilligendienst war es mir möglich, einen tieferen Einblick in die Situation der Flüchtlinge im Norden Griechenlands zu werfen. Für mehr als 6 Monate stand ich im täglichen Kontakt mit Geflüchteten und habe sie durch Sprachstunden und bei bürokratischen Prozessen unterstützt.
Schon vor meiner Ankunft in Griechenland habe ich eine Gruppe von Geflüchteten in Bensberg unterstützt. Daher habe ich fälschlicherweise angenommen auf das, was mich in Serres erwarten würde, vorbereitet zu sein.
Die Flüchtlinge, mit denen PRAXIS arbeitet, kommen aus Afghanistan, dem Irak und dem Iran. Es gibt 3 große Camps, in denen die Geflüchteten zusammen mit ihren Landsleuten leben. In den zwei größten der drei Camps leben Menschen aus dem Iran und Irak. Leider ist es PRAXIS als Organisation nicht gestattet dieses Gelände zu betreten. Die Regierung versucht mit allen Mitteln, den Aufbau von Verbindungen zwischen den Geflüchteten aus den Camps und den NGOs zu verhindern.
Die dritte und kleinste Gruppe von Geflüchteten wohnt in einem Hotel rund elf Kilometer außerhalb der Stadt. In den letzten Jahren wurde das Hotel „Alexander“ in eine Flüchtlingsunterkunft verwandelt, um den Geflüchteten eine sicherere Rückzugsmöglichkeit zu bieten. Rund 1.000 Flüchtlinge aus Afghanistan und dem Irak leben dort auf sehr engem Raum zusammen. Unabhängig von der Anzahl der Familienmitglieder wird jeder Familie ein Zimmer zugeteilt. Sie sind grundsätzlich mit allen Notwendigkeiten ausgestattet, jedoch mangelt es ihnen vor allem an Hoffnung und Perspektiven.
Die meisten meiner Schüler aus dem Alexander Hotel waren junge männliche Geflüchtete mit einem bereits hohen Bildungsgrad. In ihrem Heimatland haben sie eine Ausbildung gemacht, sind zur Universität gegangen oder haben sich ein eigenständiges Leben mit Familie und Beruf aufgebaut. Sie sind jedoch von äußeren Umständen aus ihrem geordneten Umfeld auf eine Reise ins Unbekannte gedrängt worden.
Die europäischen Regierungen unternehmen leider nicht genug, um die Situation dieser Menschen in Not zu verhindern. Die Umstände in den Camps, in denen ich gearbeitet habe, sind nicht angenehm, aber immer noch human. Schaut man jedoch auf die südlicheren Regionen oder Inseln wie Lesbos sieht man von Humanität nicht mehr viel.
Über die Zeit habe ich viele Geschichten von Überfahrten sowie Aufenthalten gehört, die mich stark erschüttert haben. Die fehlenden Bemühungen Griechenlands, anständige Bedingungen für die Geflüchteten zu schaffen, geht auf die fehlenden Ambitionen der Flüchtlinge zurück, in Griechenland zu bleiben.
Erkannt habe ich dies daran, dass die von uns angebotenen, Griechisch-Stunden immer eher dünn besiedelt waren. Größeren Zulauf hatten dafür unsere Deutsch- und Englisch-Klassen. Die Mehrheit der Geflüchteten hat nicht vor, mehr Zeit als nötig in Griechenland zu verweilen. Nordeuropäische Länder wie Deutschland oder Großbritannien sind ihre eigentlichen Ziele, wohin gegen Griechenland nur ein Zwischenstopp ist.
Dazu kommt: Die Integration der Flüchtlinge in die Gesellschaft ist sehr mangelhaft. Häufig sind wir als Freiwillige während unserer Arbeit mit rassistischen oder diskriminierenden Parolen konfrontiert worden. Tragischerweise kommt es auch zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen den Flüchtlingen auf Grund von mangelnder Privatsphäre oder solchen zwischen den Geflüchteten und Einheimischen.
Da das Camp der Flüchtlinge auch weit außerhalb der Stadt liegt und viele von ihnen Griechisch nur stockend beherrschen, gibt es kaum Berührungspunkte. Natürlich ist auch nicht die Mehrheit der Einwohner von Serres negativ gegenüber der Geflüchteten aufgestellt. Als wir einen Aufruf zur Spende von Fahrrädern als Unterstützung der Flüchtlinge gestartet haben, haben sich erstaunlich viele griechische Bewohner/-innen dazu bereit erklärt zu spenden.
Bei dem Fußballturnier, das wir für die Kampagne „FARE- Football Against Racism“ organisiert haben, war die Partizipation der lokalen Fußballmannschaft überragend.
Es ist daher sehr schade fest stellen zu müssen, dass die Integration der Flüchtlinge meist nur an fehlender Verständigung scheitert. Aus meiner Arbeit habe ich jedoch auch persönlich einiges gewinnen können und sie hat meine Zeit in Griechenland sehr besonders gemacht. Wichtiger ist jedoch, dass mir die Bedeutung von Flüchtlingshilfe noch bewusster geworden ist. Durch Missstände in unserem Migrations- und Integrationssystem geht die Stimme der Geflüchteten und Menschen in Not häufig unter.
Nicht nur in meinem Freiwilligendienst, sondern auch darüber hinaus möchte ich die Reichweite, die ich habe, nutzen, um ihnen diese Stimme zurück zu geben, sodass sie sich endlich Gehör verschaffen können.
Elisa
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