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„Straßen befreien“ – ein radikales Statement: Etwas oder jemanden zu befreien impliziert eine Unfreiheit oder Unterdrückung die überwunden werden soll. Im Fall von „Straßen befreien“ ist damit das Wiedererlangen der Bewegungsfreiheit von Menschen den öffentlichen Raum Namens Straße, der zum aller größten Teil von Autos dominiert ist. Dieser Status quo hat sich seit den deutschen Wirtschaftswunderjahren über Jahrzehnte so sehr etabliert, sodass er bis vor nicht allzu langer Zeit als natürlich gegeben und unabänderbar in den Köpfen der Menschen manifestiert hat: Straßen gehören den Autos, Menschen gehören auf den Gehsteig.

Nicht erst seit kurzem gibt es immer mehr Menschen in Deutschland, die diesen Zustand kritisch hinterfragen und zu einem Umdenken hinsichtlich der Nutzung von öffentlichem Raum anregen möchten. Die Argumente für diese angestrebte Verkehrswende sind, ebenso wie die angeführten Beispiele aus anderen Ländern vielfältig und so werden die Fragen immer lauter, warum nicht auch in Deutschland mehr Straßenraum von und für Menschen zurückerobert werden kann.

„Straßen befreien“ möchte sich diesen Fragen stellen. Es handelt sich dabei um eine Publikation – ein „Manifest“, in der die Auswirkungen einer Umverteilung des öffentlichen Raums zu Gunsten des nicht-motorisierten Verkehrs betrachtet werden. In sieben Themenblöcke gegliedert, soll das Manifest verdeutlichen, dass eine „Rückeroberung der Straßen“ sich positiv auf ganz unterschiedliche Aspekte des Lebens, vom gemeinschaftlichen Zusammenleben in Nachbarschaften, über den Einfluss auf Einzelhandel und Gewerbe zu den mikroklimatischen Konsequenzen durch Flächenversiegelungen, auswirken.

Trotzdem soll nicht nur mit dem erhobenen Zeigefinger, ermahnend und anklagend, vorgegangen werden, sondern stattdessen werden neben wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Stadtforschung auch  ganz praktischen Projekte vorgestellt um zu zeigen, wie Straßenraum als öffentlicher Raum neu gedacht werden kann

Hinter „Straßen befreien“ stecken „Paper Planes e.V“ ein gemeinnütziger Verein aus Berlin, dessen Fokus auf gelebter urbaner Praxis liegt, Mobilitätsforschende des wissenschaftlichen Zentrums für Sozialforschung, Beteiligungsexpert:innen der Technischen Universität Berlin und die Mercator Stiftung. So sollen Perspektiven aus Aktivismus und Forschung zusammenkommen.

Unter https://www.strassen-befreien.de/ können Sie sich das Projekt genauer anschauen und die lohnenswerte Publikation bestellen.

 

An dieser Stelle soll zuletzt noch der Hinweis auf die vielen Kölner Initiativen und Projekte verwiesen werden, die am selben Themenkomplex arbeiten. Allen voran etwa auf die AGORA Köln, einem Netzwerk aus über 100 Vereinen und Initiativen, die unter anderem den „Tag des guten Lebens“ veranstaltet. Jede Ausgabe der Veranstaltung findet in einem anderen Stadtteil statt, wo für einen Tag die Utopie befreiter Straßen wahr wird.

https://www.agorakoeln.de/

 

 

LK

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