„Jetzt bitte umsetzen! “ – Engagement-Strategie für das Land NRW

Im Sommer 2018 startete die Staatskanzlei des Landes NRW einen Partizipations-Prozess zur Entwicklung einer Engagement-Strategie für das Land Nordrhein-Westfalen. Erklärtes Ziel:  Bürgerschaftliches Engagement stärken und allen Engagierten vor Ort, den Kommunen, den Unternehmen, Universitäten und den vielen freien Trägern einen „ermöglichenden Rahmen“ bieten, um das Ehrenamt zukunftsfähig aufzustellen.  Im Mai 2020, so der Zeitplan, soll die Engagement-Strategie vom Landtag beschlossen werden.  Im Dezember 2019 lud das Land die beteiligten Akteure zur Abschlussveranstaltung in die Düsseldorfer Messe ein.

Die zuständige Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, Andrea Milz, hieß dort rund 200 Menschen willkommen.  Eine Reihe von ihnen kamen aus den Kommunen und der Landesverwaltung, aus Wohlfahrtsverbänden, Freiwilligenagenturen, aus Stiftungen, der Wissenschaft, Politik und aus Vereinen. Fast alle von ihnen hatten in den letzten anderthalb Jahren an der Erarbeitung der Strategie mitgewirkt – sei es bei den fünf Dialog-Veranstaltungen in Mülheim an der Ruhr, in Siegen, Siegburg, Rheine und in Gütersloh oder vor Ort während einer der 108 Stationen, die mit einem Bus im Rahmen der „Ehrenamtstour“ in allen 54 Kreisen und kreisfreien Städten angefahren wurden.

„10.000 Seiten Inhalt für Kabinettsvorlage gesammelt“

„Wir haben über 1000 Menschen auf den Dialog-Veranstaltungen und noch viele weitere auf den Bustouren angesprochen. Die gefühlt rund 10.000 Seiten mit all den Inhalten, die wir in dieser Zeit gesammelt haben, müssen wir nun zu einer Kabinettsvorlage für den Landtag zusammenführen“, sagte Milz. Da Engagement ein Querschnittsthema sei, müsse sie alle Ministerien beteiligen:  „Zur Feuerwehr muss ich das Innenministerium einbinden, beim Thema Hospiz das Sozialministerium.“ Für den Mai 2020 rechne sie mit dem Beschluss, danach wolle sie das Thema in den Bundesrat und Bundestag bringen.

Vielfältig, keine Denkverbote, aber: „Jetzt bitte umsetzen!“

Moderiert vom Institut für soziale Innovation blickten die Gäste noch einmal auf die geleistete Arbeit zurück. Einhelliger Tenor:  Der Beteiligungsprozess sei sehr umfangreich gewesen, positiv, beeindruckend und methodisch vielfältig.  Aber jetzt wolle man hören, was „aus dem Wust“ werde, es sollten Taten folgen und die sollten jetzt bitte praxisorientiert umgesetzt werden.

 Ehrenamt als Staatsziel in die Landesverfassung und freie Bahnfahrten

Ihre Leitlinien für die geplante Kabinettsvorlage legte die Staatskanzlei an diesem Nachmittag jedoch noch nicht vor. Auf einem Podium fassten verschiedene Akteure die zehn Schwerpunkte des Prozesses zusammen. Der zentrale Punkt „Finanzierung und Förderung“ kam zum Schluss. Es wurde angeregt, Förderung und Finanzierung zu verstetigen, auch Initiativen Zugang zu gewähren und: das Ehrenamt als Staatsziel in der Landesverfassung zu verankern. Unter den jeweiligen Überschriften – von „Koordination und Vernetzung“ über „Anerkennung und Anreize“, „Engagement in allen Lebensphasen“ oder „Unternehmerisches Engagement“ – wurde es konkret: Das Land solle ein Landesnetzwerk als Servicestelle mit Zugang zu den Ministerien schaffen– dies sei wichtig für die Vernetzung aller Beteiligten. Auch für die Kommunen, denn „das Herz des Ehrenamts“ schlage lokal. Ganz wichtig: Möglichst alle Kommunen sollten feste Ansprechpartner fürs Ehrenamt installieren. Ehrenamt sei Stadtentwicklung, und auch der Städte- und Gemeindebund und die Bezirksregierungen müssten das erkennen.

Beim Stichwort „Anerkennung und Anreize“ sei an erster Stelle immer wieder eine Vergünstigung für den ÖPNV gefordert worden. Überschrift: Freie Fahrt für alle, die sich in NRW engagieren oder im Besitz einer Ehrenamtskarte sind. Aber auch Freistellungsregelungen durch den Arbeitgeber, wie z. B. Sonderurlaube, aber auch Rentenpunkte als Anerkennung wurden genannt. Und die Staatskanzlei müsse ihre Preise für Ehrenamtler bekannter machen.

Forderung: Ehrenamt auch in der „Rush Hour“ des Lebens

Die Kernaussage, als es auf dem Podium um „Engagement in allen Lebenslagen“ ging, war: Alle, die es wünschten, sollten in NRW die Möglichkeit haben, sich zu engagieren, und zwar von der Wiege bis zur Bahre. In der Kita, aber auch in der „Rush-Hour des Lebens“. Genauso, wie inzwischen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als politisches Ziel durchgesetzt sei, müsse dies auch für die Vereinbarkeit von Beruf und Ehrenamt gelten. Alle auf dem Podium sahen die Notwendigkeit, mit Hilfe der geplanten Engagement-Strategie für NRW die Aufgaben- und Rollenverteilung für Haupt- und Ehrenamt genauer zu klären. Dies könne nur über gegenseitige Wertschätzung gelingen.

Digitalisierung, Facebook und mehr

Dass Haupt- und Ehrenamt mit der angestrebten „Digitalisierung von Engagement“ noch komplexe Aufgaben bevorstehen, wurde bei der Veranstaltung auch sehr deutlich. Es ging um mehrere Themen: die digitale Zugänglichkeit von Verwaltungsdienstleistungen, den Einsatz von Social Media, die Digitalisierung der eigenen Organisation und die digitale Akquise und Vermittlung von Ehrenamt.

 

 

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