Und dann hat‘s Zoom gemacht – Digitalisierung im Schnelldurchgang

Vor einem Jahr hätten wir uns nicht vorstellen können, dass unsere Seminarkekse alt werden oder die Lautstärke im Büro die Konzentration fördert. Die Corona-Schutzbestimmungen machen es möglich: Die 14 hauptamtlich Mitarbeitenden der Kölner Freiwilligen Agentur sitzen seit sechs Monaten größtenteils im Homeoffice, unsere Bürobesprechungen und Seminare finden digital statt und wir haben eine aufregende Lernphase hinter uns.

Unser erstes Resümee: Der erzwungene, spontane Schnelldurchgang in der Digitalisierung war nicht immer leicht. Wir haben viele unserer Präsenzinformations- und Bildungsangebote sowie unsere in- und externen Besprechungen auf digitale Plattformen transferiert. Die Digitalisierung hat uns in vielen Bereichen weitergebracht, in manchen Angeboten sind wir aber auch an Grenzen gestoßen.

Hier ein paar Einblicke aus unserem Alltag:

Viele Freiwillige begrüßen die neuen Online-Formate. Man kann von jedem Ort aus teilnehmen und ist bei digitalen Angeboten zum Selbststudium zeitlich flexibel. Ein Beispiel: Im Projekt WelcomeWalk werden die Freiwilligen vorab auf das Projekt vorbereitet. Früher war dies ein dreieinhalbstündiger Workshop, der einmal im Monat stattfand. Jetzt haben wir kurze Filme entwickelt, die sich die Freiwilligen dann anschauen, wenn sie Zeit haben. „Wir bekommen viele positive Rückmeldungen zu den Filmen und zum leichten Projektzugang“ so Susanne Hauke, Mitarbeiterin beim WelcomeWalk. „Wir werden diese digitalen Formate sicher zusätzlich zu Präsenzveranstaltungen anbieten, wenn diese wieder möglich sind“.

Zu einer lang geplanten und nicht verschiebbaren Veranstaltung in den letzten Monaten gehörte der Abschluss des dreijährigen Projekts „To enlarge international volunteering between sister cities“ mit Kooperationspartner/-innen aus acht Ländern. Aus der geplanten Abschlusskonferenz in Köln wurde eine Zoom-Veranstaltung im Internet. „Es hat geklappt! Wir haben uns an vier Tagen an jeweils zwei Stunden rege ausgetauscht, Resümee gezogen und einen gemeinsamen Abschluss finden können“, beschreibt Ulla Eberhard, Geschäftsführerin der Kölner Freiwilligen Agentur. Da die Anreise mit dem Flugzeug wegfiel, wurde einiges an CO2 eingespart. Andererseits konnten unsere Partner die Einsatzstellen der Freiwilligen in Köln nicht kennenlernen. Das muss nachgeholt werden!

Für uns intern und in der Kooperation mit anderen Organisationen ist die Nutzung digitaler Räume inzwischen selbstverständlich. Was am Anfang als Notlösung angedacht war, wird jetzt oft geschätzt. „Über Zoom können wir uns sehr spontan und ohne viel Aufwand wie z.B. Raumsuche oder Anfahrten treffen. Wir haben auch früher schon Telefonkonferenzen abgehalten, aber das waren eher die Ausnahmen für den Austausch. Jetzt sind Telkos und Zoomkonferenzen Alltag“, so Gabi Klein, Bereichsleiterin Willkommenskultur. „Neu ist für uns aber die Nutzung von Zoomgesprächen, um Aktivist/-innen auf der ganzen Welt zu Wort kommen zu lassen. Daraus hat sich die Reihe „Wir reden mit…“ entwickelt. U a. haben wir hier Direktschaltungen zu Engagierten im Flüchtlingslager auf Samos gehabt.“

Im internationalen Freiwilligendienst konnten einige Vorbereitungsseminare durch Zoom Meetings aufgefangen werden. Auch im Kölner Freiwilligendienst konnten wir die digitalen Medien während des Lockdowns nutzen, um Kontakt mit den Freiwilligen zu halten. Das hat sicherlich weitergeholfen. Allerdings werden digitale Meetings die Präsenzseminare nicht ersetzen können, da gruppendynamische Prozesse schwer digital umzusetzen sind. Ebenso ist die sanfte Begleitung der Freiwilligen in Themen der Persönlichkeitsentwicklung in einem Gruppenchat kaum zu begleiten.

Eine weitere Hürde bei Online-Veranstaltungen: Wir verlieren Freiwillige, die dieses Format nicht schätzen. Sei es, weil ihnen die Technik oder das Knowhow fehlen, sei es, weil sie sich nicht online mit Menschen treffen möchten. Hier versuchen wir so weit wie möglich individuelle Lösungen zu finden. Oft gelingt dies, aber manchmal läuft es auch auf ein Verschieben in die „Nach-Corona-Zeit“ hinaus. Ein Beispiel ist der Versuch eines gemeinsamen Frühstücks per Skype für die Freiwilligen im Projekt DUO. „Unsere Frühstückseinladung wurde nicht so gut angenommen. Die meisten DUO-Freiwilligen setzen sich nicht vor einen Bildschirm und erzählen anderen, wie gut der Kaffee riecht. Sie warten lieber, bis sie ihrem Gegenüber wieder einen Kaffee einschenken können“, so Sophia Janker von DUO. „Einige Freiwillige sind motiviert, ihr technisches Knowhow zu schulen. Hier wollen wir perspektivisch ansetzen, um mehr Möglichkeiten für diejenigen zu schaffen, die sie nutzen möchten.“

Alles in allem kann man sagen, dass die Digitalisierung uns bei unserer (Weiter-)entwicklung geholfen hat. Wir haben unsere Angebote für Freiwillige erweitert, sind schnell und unkompliziert in- und extern in Kontakt miteinander und können ortsunabhängiger denken, planen und arbeiten. Wir wissen aber auch, wo Grenzen sind.

Daher wollen wir diesen Weg weitergehen und unsere Möglichkeiten ausbauen. Hybride Veranstaltungen, digitale Beteiligungsformate, mehr Kompetenz bei uns Mitarbeitende sind dazu einige Stichworte.

Und zeitgleich freuen wir uns darauf, wieder die Stimmen der Kolleg/-innen im Büro zu hören und mit einem Kaffee in der Hand neue Ideen zu entwickeln. Denn eines fällt bei digitalen Treffen oft schwer: informelles Lernen, spontane Kreativität und ein überspringender Funke für die Entwicklung neuer Projekte.

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