Die Kölner Freiwilligen Agentur feiert sich und ihr Jubiläum: „Wir sind der Wandel“

„Es gibt etwas zu feiern: 25 Jahre Kölner Freiwilligen Agentur!“, mit diesen Worten gab Barbara Maubach, langjähriges Vorstandsmitglied, am 2.9. im VHS-Forum die Bühne frei für drei Talkrunden, moderiert von Anne Burgmer, und eine beschwingte deutsch-ukrainische Jazz-Combo. Im Anschluss an den offiziellen Teil feierten die rund 140 Gäste, darunter viele Unterstützer:innen seit der ersten Stunde, Vertreter:innen aus Politik und Verwaltung und natürlich Mitarbeitende und Ehrenamtliche im Foyer weiter.

Ein riesengroßes Dankeschön an Martin Bauer, der wie so oft in den letzten 25 Jahren auch
bei diesem Fest wieder wunderbare Fotos gemacht hat. DANKE!!!

Dort trafen sich dann Menschen wie die Freiwillige Jutta vom „Welcome Walk“ mit ihrer iranischen Gesprächspartnerin Soheila, mit der sie einmal die Woche intensiv Deutsch übt. Aber nur per Telefon. Warum? Weil Soheila in Bad Neuenahr lebt. Aber der Spracherfolg macht beide zufrieden. Zufrieden mit ihrem hauptamtlichen Job bei der Kölner Freiwilligen Agentur äußerte sich auch Corinna Goos. Mit „DUO“ und der Vermittlung von Freiwilligen in Familien mit demenzerkrankten Angehörigen habe sie 2006 ihr „Herzensprojekt“ gefunden. 1000 Menschen vermittele die Agentur inzwischen pro Jahr in ein neues Ehrenamt, hatte Geschäftsführerin Ulla Eberhard zuvor auf der Bühne berichtet. 572 Einrichtungen, die mit Freiwilligen arbeiten wollen, habe die Kölner Freiwilligen Agentur auf ihrer Liste. Bei der Gründung vor 25 Jahren seien es nur zehn gewesen.

 

Im Kleinen viel bewirken

Dass die Vermittlung zwischen den Freiwilligen und der suchenden Einrichtung möglichst passgenau funktioniert, das sei ihr Ehrgeiz, so Eberhard. Für dieses Ziel setzen sich mehrere Berater:innen im Team der Kölner Freiwilligen Agentur erfolgreich ein: „Mein Gott, dass Sie so viele Angebote haben, das bringt uns weiter!“, sei eine häufige Reaktion. Ein Lob für die Professionalität des hauptamtlichen Teams sprach Barbara Obermaier, seit vielen Jahren Lesewelten-Vorleserin, aus: „Wir haben einen sehr intensiven Kontakt miteinander und kriegen ständig Fortbildungen.“ Zuvor hatte sie in einer Talkrunde über den Erfolg ihres Vorleseprojektes im ehemaligen Klarissenkloster in Kalk berichtet.

„Ihr seid die KFA!“, hatte Moderatorin Anne Burgmer alle Jubiläumsgäste zu Beginn begrüßt. Die Kölner Freiwilligen Agentur habe gezeigt, dass man auch im Kleinen sehr viel bewirken könne und nicht ohnmächtig sei. Das mache gerade in ungewissen Zeiten wie heute Mut. Per Videobotschaft bedankte sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker für das Engagement für die Kölner Stadtgesellschaft.

 

„Nach dem Freiwilligendienst wusste ich, dass ich Lehrer werden will“

Wie prägend der Freiwilligendienst für seinen weiteren Lebensweg gewesen sei, schilderte der im Irak geborene Student Mohamad Schemran: Nach dem Abitur habe er noch geschwankt, ob er Lehrer werden wolle. Das änderte sich mit einem sechsmonatigen Freiwilligendienst, den er bei Amaro Kher vom Rom e.V. ableistete. Er bekam dort die Chance, als Lehrer mit 10 bis 16 Jahre alten Kindern zu arbeiten. „Das waren Schüler mit Fluchterfahrung, traumatisiert, mit ganz wenig Schulerfahrung“, sagte er, der selbst erst als Kind nach Deutschland gekommen ist. „Für die war ich ein Vorbild – ich konnte Deutsch sprechen, rechnen und schreiben.“ Es sei ihm eine Ehre gewesen, dort zu arbeiten, fasste er zusammen. Und dass der Lehrerberuf der richtige für ihn sei, war ihm danach klar.

Wie wertvoll sein Freiwilligendienst aber auch für die Institution war, die ihn aufnahm, bestätigte Ruza Andlar von Amaro Kher: „Da kam Mohamad mit Abitur. Die Kinder fühlten sich sehr wichtig. Er war etwas Besonderes, er hatte schon so viel geschafft. Er war jeden Tag da. Eine zuverlässige Person.“ Eine so gute Einzelbetreuung könnten sie allerdings nur mit Hilfe von Freiwilligen anbieten. Es sei eine tolle Sache, was die Kölner Freiwilligen Agentur mache, findet sie. Und sie selbst als Ansprechpartnerin sei immer sehr gut eingebunden und informiert gewesen.

 

Roter Faden

Die weiteren Talkrunden-Gäste – Manfred Lebek, Leiter der Katholischen Hauptschule Am Griechenmarkt, Vorleserin Barbara Obermaier und Nicole Kemmer, Leiterin der Kita Saalestraße in Chorweiler – hoben ein Motiv besonders hervor: wie glücklich Kinder über die ungewohnte Aufmerksamkeit seien, die Freiwillige ihnen schenkten. Lebek schilderte die Begegnung seiner Schule mit einem benachbarten Unternehmen, mit dem er noch nie zuvor in Berührung gekommen war – mit der DEG, der Deutschen Investitions-und Entwicklungsgesellschaft.

Die hatte über die Kölner Freiwilligen Agentur als freiwillige Unternehmensleistung einen ganztägigen Ausflug nach Gut Leidenhausen für zwei Schulklassen organisiert – Abholung mit dem Bus, Begegnung mit der Natur und Verpflegung inklusive. „So eine Wertschätzung erfahren unsere Kinder nicht jeden Tag“, sagte er. Er hoffe auf weitere Freiwilligentage mit der DEG. Wie sieht er die Rolle der Kölner Freiwilligen Agentur dabei? Sie sei der rote Faden, stellte er schlicht fest. Was das Programm „Lesewelten“ den Kindern ihrer Kita außer großer Freude konkret bringt, drückte Nicole Kemmer so aus: „Jedes Wort, das gesprochen wird, trägt zur Sprachentwicklung bei.“

 

„Bürgerbeteiligung ist ein Gamechanger“

Ulla Eberhard, Geschäftsführerin der Kölner Freiwilligen Agentur, nahm zum Abschluss des Bühnenprogramms Blumen und viele lobende Worte entgegen. Rückblickend stellte sie fest: „Das Wort Selbstwirksamkeit kannten wir vor 25 Jahren nicht.“ Aber im Grunde hätte die Kölner Freiwilligen Agentur ehrenamtliches Engagement immer so verstanden, dass es nicht nur darum gehe, eine Aufgabe zu erfüllen, sondern auch die Gesellschaft mit zu gestalten. „Man kann tatsächlich sagen, dass Bürgerbeteiligung ein Gamechanger ist und einen Unterschied für die Gesellschaft macht.“ Mit den Slogans zum Jubiläum „Wir sind der Wandel“ und #gamechangerkfa sei sie deshalb durchaus einverstanden.

Text: Irmgard Schenk-Zittlau

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